Im Reiseführer steht, wenn man noch ein bisschen Geld in der Reisekasse übrig hat, sollte man dieses in eine Tour in die Waitomo Caves investieren. Ich musste einen grooooßen Sprung über meinen eigenen Schatten machen, um mich zu der Tagestour in die Lost World überreden zu lassen. Der Name ist schon sehr aussagekräftig, denn so einfach kommt man nicht in diese düstere Unterwelt. Im Prospekt werden für die Tour 8/10 Rambopunkten vergeben...hmm!
Am Tag der Tour regnet es mal wieder in Strömen. Das führt natürlich dazu, dass die Höhlen sehr viel Wasser führen, was das ganze Unternehmen nur noch abenteuerlicher macht. Die zwei Guides Dean & Dion sind aber trotzdem optimistisch, dass wir das Programm planmäßig durchziehen können. Auf der 20-minütigen Fahrt zu den Höhlen geben sie uns trotzdem schonmal den netten Hinweis, uns doch besser miteinander bekannt zu machen, damit wir nachher wissen, welche Namen wir in der Not rufen müssen....na toll! Die Gruppe besteht mit uns aus acht Leuten, darunter zwei Amis, zwei Däninnen, ein Kanadier und ein Kiwi. Auf der Fahrt erzählen die beiden Guides, dass die Höhlen unter einem weitläufigen Farmgelände liegen und die Veranstalter dieser Touren dem Farmer ein bisschen Geld geben und dafür über das Gelände fahren und die Höhlen nutzen dürfen.
Die Tatsache, dass es ununterbrochen weiterregnet ist eigentlich egal, da wir eh den ganzen Tag nass sein werden. Am Ausgangspunkt werden wir mit Neoprenanzügen, Gummistiefeln, Gurten und Helmen ausgestattet...das ist mittlerweile ja schon fast Routine für uns. Dann geht es zu einem kleinen Parcours, wo wir üben, uns mit den Karabinern am Seil zu sichern. Weiter geht der Weg zu Plattform, von wo wir uns 100 m tief in eine Schlucht abseilen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Höhenangst habe? Ich sehe dieses Projekt als Selbsttherapie und nur, weil ich den Guides und dem Material traue, bringe ich es tatsächlich über mich, in 100 m Höhe frei in der Luft zu hängen. Wir werden in 4er Gruppen mit je einem Guide runtergelassen, d.h. eigentlich entscheidet jeder selbst, wie schnell es gehen soll. Aber seht selbst...
Auf der linken Seite sieht man die andere Gruppe baumeln...
Paul und Laini aus Cleveland/ Ohio. Ein sehr sympathisches Pärchen, nicht nur, weil Laini den gleichen Respekt vor dieser Aktion hatte, wie ich ;-)
Könnt ihr unten links den Fluss erahnen? Das war schon eeeeecht hoch...
Zum Glück war es durch den Regen ein bisschen diesig, so dass der Blick nach unten teilweise etwas verschleiert war. Es dauerte ca. 10- 15 Minuten bis wir unten waren. Dort gab es dann erstmal Lunch. Ein sehr ungewöhnlicher Ort, um ein Sandwich zu verdrücken ;-)
Weiter ging es in den großen Höhlenkomplex, der, wenn ich es richtig verstanden habe, aus über 200 Höhlen besteht. Bei diesen Touren liegt der Schwerpunkt nicht auf der Fotografie, dennoch hatten beide Guides Kameras mit, um ein paar Erinnungsbilder zu schießen, die man anschließend kaufen konnte. Also entschuldigt, wenn die Qualität manchmal nicht so toll ist ;-)
Das letzte Tageslicht...
Foto mit Blitz...
und ohne Blitz...
Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, durch die Höhle zu kriechen, zu klettern und zu schwimmen. Dabei bewegten wir uns die ganze Zeit gegen die Strömung und das ist nicht zu unterschätzen, denn wie ich schon erwähnte, hatte das Wasser eine ungeheure Kraft. Da man nur die Stirnlampe hat und nie sieht, wo man hintritt, wenn man brusttief im Wasser steht, war das schon ein sehr anstrengendes Unterfangen. Mit den Beinen allein konnte man das Gleichgewicht nicht halten, da die Strömung zu stark war, deshalb musste man versuchen, an den scharfkantigen Felswänden Halt zu finden. Manchmal konnte man im Wasser auch gar nicht stehen und konnte sich nur mit den Fingerkuppen halten. Mehr als einmal bin ich abgerutscht, aber zum Glück konnte Heiko mich immer gleich auffangen, denn sonst wird man schnell mal weggespült. Teilweise hatten wir Seile, an denen wir uns gegen die Strömung ziehen konnten, das aber nur an wirklich kritischen Stellen...
An einer Stelle kletterten wir an einer Felswand hoch und sollten uns alle nebeneinander hinsetzen. Dion erklärte dann, dass wir nun in ein Loch springen, was Dean dann gleich mal demonstrierte. Allerdings sollten vorher noch alle ihre Lampen ausmachen, so dass es stockduster war. Wir zählten: " 3, 2, 1............platsch!" Doch bevor wir alle ins Nichts sprangen, wurde natürlich noch ein Foto gemacht. Ich habe keine Ahnung, warum wir auf allen Bildern so debil grinsen, denn eigentlich war mir gar nicht nach lachen zumute, aber ich glaube, das sieht man mir auch an ;-)
An einer anderen Stelle hieß es, dass das Wasser zu hoch sei, so dass wir unter einem riesigen Felsbrocken durchklettern mussten. Wir sind uns zwar sicher, dass dies nur für das Foto gemacht wurde, aber gut. Man hätte sicher auch über den Felsen klettern können. Auf jeden Fall ist Klaustrophobie ein Ausschlusskriterium für eine solche Tour. Denn sehr viel breiter also wir darf man nicht sein, wenn man nicht unter dem Felsen stecken bleiben möchte ;-)
Kamera......grins!
Nach ein paar Stunden gab es nochmal eine kleine Kaffeepause, wo wir unsere Energiespeicher mit Schokolade und heißem Saft auffüllen konnten. Das war auch dringend notwendig. Übrigens gibt es in der Höhle unzählige Glühwürmchen. Das sieht aus, als wären Lichterketten an der Höhlendecke angebracht worden. Einfach nur toll!
Das Gefühl, als uns endlich Tageslicht entgegenschimmerte, war unbeschreiblich. Ich war wirklich am Ende meiner Kräfte, denn man muss die ganze Zeit 100 % geben, um nicht irgendwo abzurutschen oder einen falschen Schritt zu machen. Für die Frauen bei der Tour war es wirklich anstrengend, da uns häufig die Kraft fehlte, gegen die Strömung anzukommen.
Zwischendruch musste man immer mal wieder die Gummistiefel ausleeren, um das Wasser und Steine loszuwerden.
Gruppenfoto zum Abschluss...
Das Tageslicht bedeutete aber noch keine Erlösung. Nun mussten wir noch ca. 200 m flussaufwärts klettern, um zum Weg zu kommen, der uns dann noch 1 km von der Ausgangsbasis trennte.Wenigstens hatte es mittlerweile aufgehört zu regnen.
Noch ein letztes Mal Steine und Wasser auskippen, bevor wir den Hang hochkletterten und über die Weiden zum Haus liefen...
Während wir uns unter der heißen Dusche aufwärmten, bereiteten die beiden Guides das BBQ vor. Ein wirklich schöner Abschluss eines erlebnisreichen Tages. Als Erinnerung behielten wir kaputte Fingerkuppen. Man glaubt gar nicht, wie scharfkantig Steine sein können...
Also auf meiner persönlichen Ramboskala hatte dieser Ausflug 100/10 Punkten. Mein Adventurebedarf ist damit bis aufs Nächste gedeckt. Ich bewundere Höhlenforscher, die sich voller Ungewissehit in unerforschte Höhlen begeben. Unterwegs haben wir öfters mal Knochen gesehen...da möchte ich nicht wissen, woher die stammen. Auch wenn ich diese Tour nicht unbedingt nochmal wiederholen würde, bin ich immer wieder überrascht, wie man über seinen eigenen Schatten springen und ganz neue Sachen ausprobieren kann.