Samstag, 9. Oktober 2010

Von Byron Bay ins Hinterland zum Regenwald

Am Mittwoch hatten wir endlich mal schönes Wetter. Es tut mir leid, dass ich hier so häufig das Wetter erwähnen muss, aber leider dominiert es unsere gesamte Tagesplanung und alle sind einfach nur genervt von den Regenmengen, die hier runterkommen. Trotz Nieselregen haben wir uns auf den Weg zum Leuchtturm von Byron Bay gemacht. Nach und nach verzogen sich die Wolken und wir bekamen endlich mal die Sonne zu Gesicht. 

Am Strand entlang und vorbei am östlichsten Punkt Australiens (den hätten wir dann schon mal abgehakt ;-) erreichten wir mittags den Leuchtturm, von dem man eine tolle Sicht über die Küste hat.







Die 2 Mädels, die ich im letzten Eintrag schon erwähnt hatte (Romi und Delphi), hatten diese Wanderung auch schon zwei Mal gemacht und weil sie einfach nicht genug bekommen konnten, sind sie auch noch ein drittes Mal mitgekommen, als wir abends nochmal mit dem Auto hingefahren sind. Obwohl wir mittags schon einmal dort waren, war die Stimmung so kurz vor dem Sonnenuntergang einfach überwältigend. Und endlich konnten wir in der Ferne Wale sehen, die wir mittags vergeblich gesucht haben. Wir hätten eigentlich bis zum Sonnenuntergang dort oben bleiben und die Wale beobachten können, aber wir hatten, nachdem unser letztes gemeinsames Dinner so ein voller Erfolg war, eine Verabredung mit Des (dem Aussie) zum BBQ.





Dafür haben wir bereits am Nachmittag gemeinsam mit ihm beim Butcher Lamm gekauft (eine Empfehlung des Küchenchefs, natürlich wieder organic ;-) So saßen wir abends wieder nett beisammen und haben lecker gegessen. 




Da fiel uns der Abschied von Byron Bay am nächsten Tag schon etwas schwer. Übrigens gehörte der Bungalow, in dem wir dort geschlafen haben, zum Olympischen Dorf der Olympischen Spiele 2000 in Sydney. Die kleinen Hütten wurden anschließend verkauft und versetzt. Wer weiß, welche berühmten Sportler da vor uns so geschlafen haben ;-)

Am Donnerstag sind wir dann ins Landesinnere gefahren. Die Wettervorhersagen waren nicht vielversprechend...also was macht man bei Regen? Ja, genau: man fährt in den Regenwald, weil man sich dort nicht beschweren kann, wenn es regnet ;-)
So landeten wir in dem Dorf Nimbin. Dort fand 1973 zum ersten Mal das „Aquarius Festival“ statt, ein großes Hippie- Treffen. Der Ort und die Leute haben sich seit 1973 nicht verändert. Man sieht überall kaputte Typen, die einem Drogen verkaufen wollen, es weht ein leichtes Joint-Lüftchen und die Hemp- Embassy kämpft vergeblich für die Legalisierung von Marihuana. Kann man sich angucken, muss man aber nicht. 




 Die Öffnungszeiten werden hier etwas flexibler gehandhabt ;-)


Unser Zimmer auf Granny´s Farm passte dazu. Die geblümten Kissen und Decken stammen höchstwahrscheinlich auch noch aus dem Eröffnungsjahr...1973! Dafür hatten wir aber von unserem Zimmer einen tollen Blick über eine weite Wiese, auf der zwei Pferde grasten. 




Die Farm bietet einen guten Ausgangspunkt für Ausflüge in die umliegenden Nationalparks. Nach umfangreicher Recherche im Visitor Center, entschieden wir uns für einen Besuch des Border Ranges Nationalparks. Der Nationalpark besteht zu großen Teilen aus Regenwald und beherbergt ein Viertel aller australischen Vogelarten. Unser erstes großes Abenteuer...
Das erste Mal konnten wir den 4- Rad- Antrieb unseres Autos testen. Das Problem war allerdings, dass wir beide keine Ahnung von Autos haben und uns das Fahrzeugbuch von Europcar leider vorenthalten wurde. So haben wir uns eher nach Gefühl für eine der vier möglichen Einstellungen entschieden...hat aber auf jeden Fall gereicht, um die bergigen Schotterpisten hochzukommen ;-) Gleich nach der Passage des Eingangsschildes zum Nationalpark vernebelte sich die Straße und die Sichtweite betrug nur noch < 30 m. Ich glaube, wir waren die Einzigen, die bei dem Wetter losgefahren sind, denn die versprochenen tollen Ausblicke würden wohl nebelbedingt entfallen. 




Irgendwann kamen wir zu der geplanten Wanderstrecke. Ein schmaler Weg führte ins von Lianen verhangene, nebelige Regenwald- Nichts. Ein kurzes Zögern...aber der Weg ist ja markiert, wir wollen das Abenteuer, hier ist das Abenteuer....also los! 




Ist schon spannend, überall den fremden Tiergeräuschen zu lauschen. Nachdem wir ca. 45 min. der Strecke gefolgt sind, wurden wir dann doch stutzig. Wir dachten, wir befänden uns auf einem 700 m langen Weg, der zu einem Aussichtspunkt führen sollte. Wir waren aber definitiv schon mehr als 700 m gelaufen. Das Rommelsche Vernunftsorgan meldete sich und wir kehrten lieber um. Das war auch notwendig, weil der Regen mittlerweile so stark war, dass meine einfache Regenjacke nicht mehr standhielt. Aber es gab Leute, die waren noch schlechter ausgestattet als wir. Ein Mann in Flip Flops war das einzige menschliche Wesen, das wir im ganzen Nationalpark trafen. 


Ich muss schon sagen, dass ich etwas erleichtert war, als ich endlich unser Auto sah und die triefenden Sachen loswerden konnte. Die Freude verflog allerdings schnell, als ich sah, dass sich von meinen Füßen bis hoch zu den Knien überall Blutegel (= leech) festgesaugt hatten. 


Heiko hatte, was die Regenjacke und die Blutegel angeht, mehr Glück. Das richtige Equipment ist eben alles. Für mich war der gestrige Tag im Regenwald erst mal genug Abenteuer. Ich bin froh, dass wir jetzt mal wieder ein bisschen Großstadtluft schnuppern können. Wir sind heute in Brisbane angekommen....wie könnte es anders sein: bei Regen! Grund genug, gleich mal an einem Outdoorladen anzuhalten und in eine gute Regenjacke zu investieren, denn die werden wir hier die nächsten Tage definitiv noch brauchen! Die Aussichten prophezeien eine 20 mal höhere Regenmenge als normal und 0 Sonnenstunden. Na dann willkommen in Queensland – The Sunshine State! ;-)


4 Kommentare:

  1. Ja, da ist ja von angenehmem Sommerurlaubsfeeling, leckerer landestypischer Speise, netten Begegnungen über "Ekelfaktor" bis zu Abenteuer alles dabei...
    Schön, dass das R. "Vernunftsorgan" funktioniert hat...
    LG aus dem sonnigen herbstlich-kühlen Berlin
    von MuHei + VaBe

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  2. Gerade hatten wir im Fernsehen verfolgen können, wie in Brisbane und Umgebung ganze Auto vom Regen weggeschwemmt werden. Ihr seid hoffentlich hoch genug, um dem zu entgehen?!
    Irgendwie stimmt es mit dem Wetter in der richtigen Reihenfolge wohl nicht mehr, obwohl wir hier folgerichtig morgens bereits leichten Frost haben, demzufolge auch alle Regenwürmer oder Blutegel bereits die unrerirdische Welt aufgesucht haben.
    Birgit meldete aus Kanada auch Kälte, aber eben sehr weit nördlich!
    Weiterhin alles Gute
    OH

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  3. ...es macht wirklich spaß den blog zu lesen! ich wünsche euch für die nächsten tage ganz viel wind, damit die ollen regenwolken endlich verschwinden. ihr wisst jetzt, wie es in australien mit regen aussieht aber jetzt ist wirklich mal sonne angesagt. ich sollte da mal ein ernstes wörtchen mit dem sonnengut reden! habt weiterhin viel spaß! steffidrücker aus dem wirklich herbstlichen berlin! :)

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  4. Also von weggeschwemmten Autos haben wir in Brisbane nichts gesehen, aber unser Hostel lag wirklich auf einem kleinen Hügel ;-)
    liebe Grüße ins herbstliche Berlin

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