Am Mittwoch Morgen heißt es früh aufstehen. Am Abend zuvor haben wir bereits das meiste Gepäck ins Auto verladen und nur noch das Handgepäck für die nächsten beiden Tage muss verstaut werden. Um 8 Uhr sollen wir auf einem ca. 1 h entfernten Restaurantparkplatz sein, von dem aus es im Bus weiter Richtung Nationalpark Tortuguero geht. Unser Auto bleibt dort auf dem bewachten Parkplatz samt überschüssigem Gepäck stehen. Meine romantische Vorstellung, dass wir dort von einem kleinen Bus abgeholt werden, wird schnell beiseite geräumt, als immer mehr Leute eintreffen und vier große Reisebusse ankommen, die Leute ausladen, die gerade aus dem Nationalpark zurückkehren. Ein richtiger Touristenumschlagplatz ist das. Wer möchte, kann noch ein Frühstück einnehmen und dann geht es irgendwann los.
Da der Nationalpark nur per Boot erreichbar ist, geht es zunächst 1,5 h mit dem Bus zum Hafen und dort passiert ein ähnliches Spektakel wie zuvor am Bus. Hunderte Touristen ziehen ihr Gepäck durch den Schlamm und landen irgendwann in einem der vielen Boote und am Ende hoffentlich in der richtigen Lodge. Aber auch wenn es anfangs chaotisch und unübersichtlich wirkt, hat immer einer eine Liste und den Überblick und am Ende ruckelt sich alles zurecht. Die Koffer werden einfach hinten im Boot munter gestapelt.
Wie schon im Bus, sitzen wir ganz hinten im Boot, was sich später als Nachteil erweist. Die Fahrt durch die Flüsse Tortugueros beginnt ruhig, aber es dauert nicht lange, bis es anfängt zu regnen. Die Boote liefern sich gegenseitig Wettrennen und so schwappt schon mal eine Welle des Nachbarboots über die kleine Reling, so dass Heiko zweimal ordentlich nass wird. Da helfen auch die runtergelassenen Planen nichts. Aber er sieht es mit Humor, vorgestern beim Rafting waren wir nasser. 😉
Die Lodge besteht wieder aus kleinen Hütten mitten im Dschungel. Nach einem Begrüßungsdrink beziehen wir unsere zwei Zimmer und dann gibt es auch schon Mittag.
Für den Nachmittag ist eine Tour geplant. Dafür fahren wir nochmal ein Stück mit dem Boot und laufen dann auf einem Weg durch den Regenwald. Es gibt immer wieder neue Tiere zu entdecken oder auch mittlerweile altbekannte. Hier gibt es besonders viele Spinnen in jeder Größe und Farbe….so gar nicht nach meinem Geschmack. Heiko lässt todesmutig ein riesiges Exemplar über seinen Arm laufen.
Den Rest des Tages verbringen die Kinder im Pool.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker noch früher. 5.30 Uhr stehen wir auf, um 6 Uhr wieder im Boot zu sitzen. Diesmal sind es aber kleinere Boote ohne Dach und mit einem leisen Motor. Es geht durch den Eingang in den Nationalpark und hier sind maximal 5 km/h erlaubt. Leise fahren wir durch die Flussarme und beobachten den Dschungel beim Erwachen. Das ist schon eine ganz besondere Stimmung und wieder sehen wir viele Tiere an den Ufern. Leguane, Kaimane, Affen, Faultiere und unzählige Vögel können wir sehen. Die Vielfalt ist wirklich beeindruckend und einmalig. Der Nationalpark wird nicht umsonst Amazonien Costa Ricas genannt.
Hätte es unterwegs nicht sehr stark angefangen zu regnen, wäre es natürlich noch schöner gewesen, aber das wäre hier wohl zu viel verlangt. Immerhin bekommen wir robuste Regencapes geliehen und haben auch trockene Abschnitte dabei, wo wir selbige wieder ausziehen können.
Zwei Stunden später sind wir zurück im Hotel und es gibt erstmal Frühstück. Danach spielen wir eine Runde, bevor 11 Uhr die nächste Tour ansteht. Hier in der Lodge gibt es viele Affen, die jede Gelegenheit nutzen, den Müll der Gäste zu durchsuchen und für Unterhaltung zu sorgen. So passierte es auch, dass wir in der Bar, in der wir spielten, Besuch von ein paar Kapuzineräffchen bekamen, die leere, abgestellte Gläser schnappten, ausschleckten und anschließend runterwarfen.
Diesmal fahren nur Heiko und Luisa zur Tour mit. Wir anderen brauchen mal eine Pause und wollen nicht wieder nass werden. Die beiden sehen neben vielen anderen Tieren ein Faultier aus nächster Nähe und eine Boa Constrictor.
Nachmittags geht es dann ins Dorf Tortuguero. Auch dort kommt man natürlich nur mit dem Boot hin. Völlig routiniert wirft man mittlerweile eine Schwimmweste über. Bevor wir den Steg betraten, turnten die Affen wieder auf dem Dach rum.
Der Name Tortuguero bedeutet „Ort an dem die Schildkröte an Land kommt“. Und so dreht sich auch hier vieles um Schildkröten und sie sind omnipräsent. Das Spektakel, wie die Schildkröten abends die Eier am Strand ablegen, verpassen wir leider, da die Kinder viel zu müde sind, um so lange aufzubleiben. Wir sind das erste Mal am Karibischen Meer und nur rund 40 km von Nicaragua entfernt. Die meisten Einwohner des kleinen Dorfes kommen auch aus Nicaragua. Es gibt dort sogar eine Schule. Gefühlt sind wir mitten in Dschungel, aber ein bisschen menschliches Leben gibt es da dann doch. Das Örtchen ist ganz nett und man hat etwas Zeit durch die kleinen Souvenirläden und Cafés zu bummeln und ein Eis zu essen, bevor das Boot zurückfährt.
Morgen früh geht es dann wieder mit dem Boot eine Stunde zurück zum Hafen, dann 1 h mit dem Bus zu unserem Auto und dann Richtung Panama zur südlichen Karibikküste.
Anfangs dachten wir, dass uns das Ganze hier zu touristisch und zu organisiert ist, aber die Natur ist einfach nochmal so viel unberührter und vielfältiger, dass wir auch froh sind über die Erfahrung. Das waren schon zwei ganz besondere Tage und die aufwendige Anreise und die limitierten Plätze beschränken auch wieder die allzu großen Touristenströme. Also unbedingt zu empfehlen bei einen Trip nach Costa Rica!